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Nobelpreis fr Literatur 2022 Ein Sonntag im August 1950, die kleine Annie spielt drauáen im Garten, ihre Mutter steht am Zaun und plaudert mit der Nachbarin. Eine folgenreiche Plauderei, denn so erf„hrt Annie, dass ihre Eltern vor ihrer Geburt bereits eine Tochter hatten, die sechsj„hrig an Diphtherie gestorben war. šber diese Schwester wird Annie von ihren Eltern niemals wieder ein Wort h”ren und sie wird ihrerseits niemals nach der Verstorbenen fragen. Doch auch dieses dauerhafte Beschweigen formt eine Geschichte und verleiht der toten Schwester - dem anderen M„dchen - eine Gestalt. Und es pr„gt Annies Pers”nlichkeit und Charakter, die Identit„t der Nachgeborenen. Vier oder fnf Fotografien, das Grabmal, einige wenige Gegenst„nde, ein paar Murmeln - darber versucht Annie Ernaux Jahrzehnte sp„ter dem Leben ihrer ungekannten Schwester schreibend auf die Spur zu kommen. Annie Ernaux hat einen Brief an ihre Schwester geschrieben, die sie nicht hat kennenlernen k”nnen - einen Brief von berw„ltigender Klarheit und zarter Traurigkeit, ber Trennendes und Gemeinsames, ber Kindheit und Geschichte und ber Schicksalsschl„ge, die eine Familie auf immer ver„ndern.